Ein Abriss aus 30 Jahren GÖPEL electronic

Die Jahre 1990/91 waren in Deutschland Zeiten des Um- und Aufbruchs, insbesondere in den östlichen Gefilden. In dieser Phase entschlossen sich mutige Ingenieure aus Jena das zu tun, was ihnen in der DDR verwehrt blieb: sie gründeten ihr eigenes Unternehmen – unsere heutige GÖPEL electronic GmbH. Hervorgegangen aus der Abteilung Mess- und Prüftechnik im Kombinat Carl Zeiss Jena, gelten wir inzwischen als ein global führender Hersteller von Test- und Inspektionslösungen. Die politische Wende zur Gründung und die weltweite Pandemie dreißig Jahre später markieren wichtige Meilensteine – und es geht weiter. Doch wie genau begann alles? 

Angefangen in den Räumlichkeiten des alten Vorgängerbetriebes konnten unsere Gründer Holger Göpel, Thomas Wenzel, Manfred Schneider (sowie seinerzeit ein weiterer Mitstreiter) frühzeitig von der langjährigen Erfahrung bei Carl Zeiss profitieren. Das Kombinat galt als größter Arbeitgeber der Region, die meisten Jenenser waren auch „Zeissianer“. Die etwa 50 Mann starke Abteilung entwickelte rechnergesteuerte Prüftechnik für den internen Gebrauch bei Zeiss, bspw. auf Basis von Funktionstests und In-Circuit-Tests. Im Rahmen seiner prüfstrategischen Arbeit stieß Holger Göpel auf ein innovatives Testverfahren namens „Boundary Scan“, in welchem er eine zukunftsträchtige Alternative bei geringer werdendem physischem Testzugriff auf Baugruppen sah. Die Geschichte sollte ihm Recht geben.

Durch die politische und wirtschaftliche Umgestaltung des Landes eröffnete sich erstmals die Chance der Selbstständigkeit, was in der ehemaligen DDR reine Wunschvorstellung war. Am 17. Mai 1991 wurde die GÖPEL electronic GmbH offiziell gegründet, wenig später wurden auch die ersten Mitarbeiter aus der ehemaligen Abteilung übernommen. Damit konnten Know-How und technische Expertise gebündelt werden mit dem Ziel, die in Jena entwickelten Prüftechnologien auf der sich gerade geöffneten Welt anzubieten. Das entdeckte Boundary Scan-Verfahren wurde im Angebot unseres jungen Unternehmens durch „klassisches“ Prüftechnik-Engineering komplettiert. Dabei ging es um spezifische Testlösungen aller Art, ganz nach den Vorstellungen der Kunden. Doch als „Start-Up“ (dieser Begriff war damals wohl noch weniger geläufig) mit ostdeutschen Wurzeln war es nicht gerade leicht, das Vertrauen und schließlich Aufträge der Kunden zu erhalten. Als ein Interessent nach Referenzen fragte, antwortete Holger Göpel selbstbewusst: „Wenn Sie Mut haben, sind Sie die erste Referenz!“. Der Mut sollte sich für beide Seiten auszahlen. Nach und nach folgten weitere Aufträge. Die Innovationskraft sprach sich herum, nun war auch das Vertrauen im Rest der Republik da.

Der Funktionstest von elektronischen Baugruppen und Systemen ...

… speziell aus dem Automotive-Bereich stellte von Anfang an eine tragende Säule in unserem Leistungsspektrum dar. So entwickelten wir uns bald zu einem etablierten und kreativen Anbieter für Steuergerätetest, Buskommunikation und Diagnose. Auch in Luft- und Raumfahrt sowie Automatisierungstechnik stießen unsere Lösungen bald auf großes Interesse. In diesen Bereichen hat die Qualitätssicherung (heute mehr denn je) einen besonders hohen Stellenwert; durch das erarbeitete Vertrauen empfingen uns viele Kunden als verlässlichen Partner. Durch Produkte wie die Interfacebaugruppe der „Serie 61“ oder das Geräuschanalysesystem CARoLINE gelang der Durchbruch vom projektorganisierten Ingenieurbetrieb hin zum produktorientierten Entwickler und Hersteller im Geschäftsfeld Automotive Test. Auch in Mittel- und Luxusklasse-PKWs etablierten wir uns, bspw. durch das Funktionstestsystem für Fahrzeugsitze „OsCAR“, welches weltweit an zahllosen Automobil- und Zulieferer-Fertigungsstandorten eingesetzt wird. All diese Lösungen, die unter dem Dach „Automotive Test Solutions“ zusammen fließen, stellen heute den größten und erfolgreichsten Geschäftsbereich unseres Unternehmens dar.

Der Nucleus unseres Unternehmens ...

… ist der heutige Geschäftsbereich „Embedded JTAG Solutions“. Die bereits in den Anfangsjahren entwickelte JTAG/Boundary Scan Softwareumgebung SYSTEM CASCON wurde bis heute stetig weiterentwickelt und erweitert – und zählt inzwischen zu den am häufigsten eingesetzten Plattformen ihrer Art. Innovative Technologien, Validierungs-Strategien, zugehörige Hardwarekomponenten wie SCANFLEX und die Integrationen bei vielen wichtigen Chipherstellern des Marktes führten uns bald an die Spitze im Bereich des Baugruppentests. Dabei entstanden viele langjährige Partnerschaften zu Anbietern anderer Prüftechnologien, die wir heute noch durch unsere ATE-Integration in die Elektronikfertigungen dieser Welt leben. Doch unsere schlauen Köpfe hatten noch mehr im Sinn. Mit der innovationsgetriebenen Unternehmenskultur und steigender Nachfrage am Markt war die Erweiterung unsere Produktportfolios sowie damit verbunden die Gründung weiterer Geschäftsbereiche nur die logische Konsequenz. 

Fortführung einer langjährigen Tradition

Weil bekanntermaßen nicht alle Fertigungsfehler elektrisch nachweisbar sind, wurde bereits 1992 die Automatische Optische Inspektion (AOI) in Erwägung gezogen und ein neuer Geschäftsbereich (heute „Inspektionslösungen“) gegründet. Am alten Wirkungsort von Ernst Abbe und Carl Zeiss konnte sich auf langjährige Tradition in Optik und Feingerätetechnik gestützt werden.

Daraus resultierte ein umfassendes Spektrum an kundenspezifischen Lösungen zur optischen Inspektion verschiedenster Produkte. Doch hatten die ersten Aufträge noch wenig mit Elektronik zu tun; ein Beispiel war die Prüfung von Porzellan-Tellern eines regionalen Herstellers. Hierbei wurden feinkeramischen Teller mit einem von uns entwickelten System geprüft und klassifiziert.

Ein weiteres, markantes Projekt war der vollautomatische Prüfaufbau für die Serienfertigung von Laden-Waagen, wie man sie in Supermärkten fand. Mit dem Testsystem war schon 1993 ein System marktreif, welches heute wohl unter der Bezeichnung „Industrie 4.0“ arbeiten würde. Ausgestattet mit sieben Kameras, 11 Antriebsachsen und zwei Robotern konnte effizient und ohne teure manuelle Arbeitsschritte in kleinen Stückzahlen kontrolliert werden. Die Kameras prüften Displays und Tastaturen, ein Greifarm führte haptische Bedienungen aus. Ein Barcode-Scanner erkannte Produktart und wies automatisch Prüfabläufe aus einer Bibliothek zu. Das erste vollautomatische Inspektionssystem aus Jena war geboren. Es brachte uns später zu 3D-AOI-Systemen, automatischen Lotpasten- und Röntgeninspektionssystemen sowie KI-basierter Software – wenn auch nicht mehr für Teller und Waagen, sondern hochkomplexe und stark miniaturisierte Elektronikbaugruppen. 

Es dauerte nicht lange, und unsere Produkte und unser Ruf gingen über die Landesgrenzen hinaus. Die Welt stand offen. Und es wurde ein wichtiges Anliegen unserer Unternehmensphilosophie, global präsent zu sein. Mit Niederlassungen in den USA, Indien, China und dem Vereinigten Königreich sowie durch Partner in allen Teilen der Welt schaffen wir es, vernetzt und stets nah am Kunden zu agieren. Das „Made in Germany“-Qualitätsversprechen ist mehr als nur eine Floskel: bei globalem Vertrieb erfolgt die Fertigung ausschließlich am Standort Jena. Kurze Wege und schnelle Kommunikation sind klare Vorteile, die uns von so manchem Wettbewerber unterscheiden. 

Ein Viertel unseres jährlichen Umsatzes wird investiert in Forschung und Entwicklung. Auch hier zeigt sich: die Strategie ist ausgerichtet auf Langfristigkeit. Diese Strategie, die Gründung neuer Geschäftsbereiche und Teams sowie die Entwicklung neuer Produkte und Technologien bedeuteten Wachstum über 30 Jahre. Zu Beginn war die Handvoll Mitarbeiter noch in gemieteten Büros untergebracht.
 

Heute besteht die Zentrale der Göschwitzer Straße 58/60 aus insgesamt vier Betriebsgebäuden, die schon durch ihre Architektur von unterschiedlichen Epochen des Unternehmens zeugen. Denn Wachstum heißt auch Veränderung. Gleiches gilt für die Unternehmensführung. Von den drei langjährigen Geschäftsführern wurden bereits zwei durch den eigenen Nachwuchs abgelöst. Ein mittelständischer Generationenwechsel, wie er im Buche steht. Das Ruder wird übergeben an die „jungen Wilden“, doch nicht überstürzt und ohne Plan, sondern Stück für Stück, mit tiefem Vertrauen und gesundem Optimismus. 

Und so glauben wir daran, dass die Geschichte weiter geht, mit ähnlichem Erfolg wie in der Vergangenheit. Die Prognosen sind gut: die Elektronik wird die Menschheit noch eine Weile beschäftigen. Unsere Mitarbeiterinnen und Kollegen haben genügend Ideen für Technologien, die noch weitere Firmengebäude füllen könnten. Unsere langjährigen, treuen Kunden und Partner schenken uns jeden Tag aufs Neue ihr Vertrauen. Alles mit dem Ziel, nie die Freude an der Technologie zu verlieren. 

GÖPEL electronic – Enjoy Testing!  

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Claudia Mock - Eventmanagement
Frau Claudia Mock